Bibliothek  Zauber der Liebe

Die blutigen Überreste des Schwarzmagiers lagen vor ihr. Sie hatte ihn mit ihrem Degen niedergestreckt. Blut tropfte von ihrer Klinge. Nie wieder würde das Dorf Angst vor den Untoten Kreaturen des Nekromanten haben müssen. Doch sie konnte nicht triumphieren. Mit Helgard, dem blonden Hünen, hatte Sie nicht nur einen Kameraden verloren. Er war ihr Geliebter gewesen. Gerade jetzt sehnte sie sich nach seinen kraftvollen aber doch immer zärtlichen Umarmungen. Seine Arme waren jetzt kalt wie Stein, eben jenem Material aus dem er zu bestehen schien. Einer der letzten Schandtaten des Magiers war es, Helgard zu versteinern. Und nun stand er da. Sie hatte keine Ahnung von den arkanen Künsten und konnte ihm nicht helfen. Doch Ihn einfach hier stehen lassen, konnte sie auch nicht. Was sollte sie nur tun ? Wenigstens eine letzte Umarmung wollte sie ihrem Helgard noch zukommen lassen. Sie legte ihre Arme um ihn und ihre Tränen tropften auf den Stein. Plötzlich schien wieder Leben in Helgard zu sein ...

Glück gehabt. Beinahe wäre der Thorwaler auf Dauer einem Hobby als Denkmal nachgegangen. Aber woran lag es nun, daß dem nicht so war ? Der böse Magier war wohl schon einer der mächtigeren, so daß sein Tod nicht automatisch alle von ihm gewirkten Zauber beendet. Auch werden seine PARALÜs gewiss länger dauern als nur ein paar Minuten. Die Heldin in der obigen Erzählung hat auch kein Artefakt dabei, welches eine solche Rückverwandlung ermöglicht - und Thorwaler sind nicht gerade dafür bekannt, daß sie eine besondere Magieresistenz an den Tag legen, zumahl diese nach den regel ohnehin nicht dazu führen Zauber früher beenden zu lassen - und erst recht bei einem Zauber aus dem Bereich der Verwandlungen.

Fast jeder kennt die Geschichten, ob nun eine alte Wikingersage oder ein Märchen aus 1001 Nacht - die wahre Liebe ist oft mächtiger als die stärksten und bösesten Zauber. Oftmals sind es zwar Zauber, die verhindern, daß sich zwei Liebende begegnen, aber irgendwann sind die unsichtbaren Bande dann doch stärker und führen zwei Personen zueinander - und schon ist die Wirkung des Zaubers verflogen. Auch in Aventurien sollte es möglich sein, daß die Liebe ein mächtiger Gegenspieler zur Magie oder sonstigen von höheren Mächten auferlegten Schicksalen ist.

Um zu entscheiden wie Liebe in Aventurien wirkt, sollte man sich über die Stärke der Liebe klar sein. Dazu könnte man bezüglich einer Person einen Liebeswert (LI) einführen, der normalerweise 0 beträgt bei normalen, anderen Personen, bei zu hassenden Personen aber auch höhere, negative Werte. Im Falle von gut befreundeten Leuten (Helden) können hier aber schon kleine positive Werte auftreten. Schließlich sind wirklich Liebende bei Werten jenseits von 10 (Startwert) zu finden. Solche können für jedes Jahr einer dauernden Beziehung diesen Wert erhöhen, demnach also bis deutlich über 40, wenn sie denn so lange leben sollten. Dieser Wert kann zur Hälfte als Bonus auf alle antimagischen Sprüche angewendet werden, wenn es darum geht diese Person zu entzaubern. Sollte der Befehl eines IMPERAVI ANIMUS gegen den/die Geliebte(n) gerichtet sein, so wird die Hälfte des LI-Wert ebenfalls zur Magieresistenz addiert.

Natürlich ist nicht jeder Held magisch begabt. Damit auch die Nicht-Zauberer einen Nutzen daraus ziehen können sollte Ihnen der LI-Wert anders dienen. Auch sie können praktisch die gleichen antimagischen Effekte erzeugen wie die Zauberer, benötigen dazu aber einen LI der größer ist als die doppelte Stufe des magischen Bösewichts. Angenommen, der böse Magier im einführenden Beispiel hätte eine Stufe von 8 gehabt, dann mußte zwischen der Heldin und Helgard eine LI von 17 oder mehr (mehr als 8 X 2 = 16) herrschen um ihn von dem Zauber zu befreien. Es ist also mehr nötig als eine flüchtige Verliebtheit um wirklich mächtigen Zaubern auszuweichen. Dem Meister sei hier allerdings aus dramaturgischen Gründen jede Freiheit gelassen. Das gilt insbesondere in Situationen, wo der Gegner kein Mensch oder sonstiger Zweibeiner ist, sondern ein mächtigeres Wesen wie ein Dämon oder auch ein Gott. Natürlich muß man die Macht der Liebe hier dem Rang des Wesens anpassen : Ein (relativ) harmloser Heshtoth kann wohl kaum verhindern, daß die lieben Liebenden weniger Schaden von seiner Peitsche nehmen, so lange sie sich an den Händen halten, um aber der Macht Praios' oder Amazeroth zu wiederstehen gibt es kein Patentrezept. Im Falle eines der Zwölfe könnte es dem Liebenden durch seine Liebe nur eher gelingen das Wohlwollen der Alveranier zu erhalten um die Aufgabe zu erfüllen die seiner Liebe das Leben rettet, als irgend einem anderen.

Ich hoffe dieser Regelvorschlag ist geeignet, daß die Spieler sich einmal gedanken darüber machen, wie die Helden eigentlich zueinander stehen. Während viele Rollenspielsysteme darauf aus sind, auch einmal Zwietracht in der Gruppe zu säen (Paranoia) scheinen die Helden bei DSA grundsätzlich die dicksten Freunde zu sein - nicht gerade eine Möglichkeit, viele Aspekte des Rollenspiels zu erleben.

Oliver Eickenberg

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