Epilog

"Ich verstehe es immer noch nicht!" seufzt Florenca, und reicht Ihnen eine Tasse Tee. Inzwischen ist eine gute Woche vergangen, und es sind nur noch Florenca, Bolger und Sie selbst da. Titianus ist mit seiner Tochter Vleande zwei Tage nach der Aufklärung des Rätsels um das Testament des Herrn Gracion wieder zu seinem Landsitz gereist. Die Rondrageweihte Korah ist erst gestern nach Arivor zurück beordert worden, um einen Auftrag für Ihren Orden entgegenzunehmen. Zu dritt sitzen Sie nun in der Küche, und genießen die Ruhe die nun in dem Haus herrscht. "Wie konnten der Notar und Samatir gemeinsame Sache machen, und was hat Tobrian mit dem ganzen zu tun?" Vorsichtig nippen Sie an dem heißen Getränk und stellen anschließend die Tasse auf den Tisch. In den vergangenen Tagen haben Sie der guten Haushälterin schon einige Male erklären müssen, wie die Verwicklungen der Intrige waren, doch die Gute hat scheinbar immer noch ein Problem mit dem Verständnis. Da Sie inzwischen dem Ort Shumir einen Besuch abgestattet haben, und neue Hintergrundinformationen zu den einzelnen Personen haben, erklären Sie es ihr ein weiters mal.

"Der Notar war ein Spieler." fangen Sie an. "Er hat sich durch seine Spielsucht und einen zu hohen Lebensstil hoch verschuldet, und nun saßen ihm die Gläubiger in Nacken." Florenca schüttel ungläubig den Kopf. "Aber er war schon seit Jahren der Notar der Familie Madrequas!" "Deswegen kann er doch trotzdem ein räudiger Hund gewesen sein!" fällt nun der rothaarige Händler ein, während Sie den Faden wieder aufnehmen. "Der Barde hatte selber auch so seine Schwierigkeiten mit dem Glücksspiel und dem Gesetzt, und Farogan hat ihm einmal aus der Klemme geholfen, was wiederum den Schuldschein erklärt den wir gefunden haben. Und da beide dringend Geld brauchten haben Sie zusammen diesen Plan ausgeheckt. Farogan hatte als Notar freien Zugang zu dem Haus, und konnte während er scheinbar das Testament des alten Herrn Gracion aufnahm, alle Vorkehrungen treffen die ganze Sache in eine andere Bahn zu lenken. Samatir war ein geübter Schriftfälscher. In seinen Unterlagen kann man sehen, daß er immer wieder verschiedene Schriftbilder geübt hat, um im seinem Handwerk sicher zu bleiben." Ein verächtliches Schnauben von Seiten der Köchin unterbricht Ihre Erzählung, und Sie nutzen die Zeit, um einen Schluck Tee zu nehmen. Nachdem Sie einen Löffel Zucker nach genommen haben, fahren Sie fort. "In Shumir habe ich erfahren, daß Farogan ernstlich in Bedrängnis gekommen ist, da seine Gläubiger endlich Geld sehen wollten. Ich denke, daß er dadurch beschlossen hat das Ableben von Gracion mittels des roten Fingerhuts zu beschleunigen." Diesmal ist es der temperamentvolle Bolger, der Sie unterbricht. "Ich könnte diesem Kerl eigenhändig den Hals umdrehen..." Florenca tätschelt ihm beruhigend den Arm, und er bricht ab. Sie richtet ihre Augen dann wieder auf Sie. "Samatir hat in der Zwischenzeit mit Farogans Hilfe dieses absurde Testament verfaßt, was dann auch verlesen wurde. Der Plan war dann alle mit dem Wein zu vergiften. Nur die beiden wußten Bescheid, und hätten nichts getrunken.

Obwohl..." Sie denken noch einen Augenblick nach, "vielleicht hat Farogan seinen Komplizen gar nicht mit eingeweiht, und er hätte sich einem lästigen Mitwisser entledigen können. Wie auch immer. Mit Ausnahme von Farogan, Korah und eventuell auch Samatir wären dann alle tot gewesen." "Aber wie hätte er das den Bütteln erklären sollen?" möchte Florenca wissen. "Farogan hätte sich irgendwie heraus geredet, warum er noch nicht getrunken hat. Der Verdacht wäre auf Korah gefallen, weil Sie als einzige durch ihr Gelübde kein Weinglas in der Hand hielt. Wahrscheinlich hätte man gedacht, daß sie irgendwie erfahren hat, was ihr Bruder vor hat, und so alles alleine erben wollte. Das Erbe wäre dann dem Testament zu Folge an Samatir und Farogan zu gleichen Teilen gegangen, sofern der Barde überhaupt noch gelebt hätte, oder eben direkt komplett an den Notaren." "Doch der unbeherrschte Nirucon hat den beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht!" fällt Bolger ein. "Stimmt! Da er zu früh getrunken hat waren wir gewarnt, und haben den vergifteten Wein nicht angerührt. Da der Plan gescheitert war, mußten sie sich etwas anderes überlegen, allerdings weis ich nicht, wie sie nun verfahren wollten." "Und das ist der Punkt an dem Tobrian ins Spiel kommt?" möchte Florenca wissen. "Ja, er kannte beide Verschwörer. Da der Junge auf der Straße gelebt hat und viel herum gekommen ist wußte er, daß die beiden Geldprobleme hatten. Ich vermute auch, daß er den Schuldschein schon einmal gesehen hat - wahrscheinlich als er ausgestellt wurden, denn er hat dieses Schriftstück gesucht und gefunden, obwohl er nicht lesen konnte." Florenca muß sich schneuzen, "Mein armer kleiner Junge seufzt sie. Das heißt, daß er den Schuldschein gefunden hat, aber von Samatir überrascht wurde, der dann keinen anderen Ausweg mehr sah, als ihm zu töten?" "Davon gehen wir aus." antworten Sie traurig, "Den Rest der Geschichte kennen wir ja. Tobrian wurde von Samatir erstochen, während Farogan davon nicht so begeistert war. Er nahm dem Barden den Schuldschein ab, und erhängte seinen Mitwisser in der Scheue. Anschließend nahm er sich ein Pferd und ritt nach Shumir, um sich beim Borontempel ein Alibi für diese Tat zu holen." "Aber Sie und Korah haben ihn trotzdem überführt." schließt Bolger die Erzählung ab.

Schweigend sitzen Sie noch einige Minuten da und trinken ihren Tee. Lange wollen Sie nicht mehr in diesem Haus bleiben, doch noch konnten Sie Florenca nicht mit der ungewohnten Situation alleine lassen. "Was haben Sie nun vor?" richten Sie das Wort an die Haushälterin, die nun Hausbesitzerin ist. Gedankenverloren rührt sie ihren Tee um. "Ich denke, ich werde wirklich ein Waisenhaus aufziehen. Durch einen Bekannten in Vinsalt habe ich erfahren wie viel Geld Gracion mir hinterlassen hat, und das dürfte einige Zeit lang reichen. Doch was danach kommt weiß ich nicht." Auf Bolgers Gesicht hat sich ein verschmitztes Grinsen breit gemacht. "Ich habe da schon eine Idee!" sagt er. "Man könnte mit ein bißchen Hilfe den Weinbetrieb wieder aufnehmen. Wenn die Kinder dann alt genug sind können sie bei der Weinernte oder dem Abfüllen des Weines helfen. So erhalten Sie auch eine Ausbildung, und mit dem Wein kann man handeln und alle anfallenden Kosten wie Nahrung und Kleidung bezahlen." Florenca blickt den Mann ungläubig an, doch dann hellt sich ihr Gesicht auf. "Das könnte klappen." überlegt sie. Und während Sie von Bolger zu Florenca und wieder zurück blicken glauben Sie zu wissen, daß Florenca bei diesem Vorhaben nicht alleine dastehen wird.

Frisch geerbt ist halb gestorben
© 2002/03 by Stefanie Eickenberg
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Die Geschichte und Ihre Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Namen oder anderen Abenteuern (Handlungen) sind zufällig (da ich ja auch nicht alles und jeden kennen kann).


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